Posted by: Aratos | 3. September 2010

Woche 2: Inari – Nordkap – Hellandsjoen 19.07.-25.07.

19.07.2010
Zu Inari gilt noch zu sagen, die Mücken hier waren so penetrant, dass sie diesmal sogar mich stachen, meine Hand ist dick geschwollen.
Der Morgen startete sonnig. Wir verabschiedeten uns von den Leuten vom Hotelbus und begannen den Tag mit einem Besuch des Samimuseums in Inari. Es war interessant aufgebaut und auch das Freiluftmuseum mit den Hütten war sehr schön, allerdings sind Museen in Motorradkluft generell nicht so prickelnd und bei der Wärme erst recht nicht. Nach dem Tanken gings dann ab nach Norden und dann die 92 westlich Richtung Karasiok. Die Landschaft in Finnland wurde eintönig, aber die letzte Straße hat, glaube ich, der Erfinder der Achterbahn gebaut – ein stetes Auf und Ab.

Straßen in Finnland

Straßen in Finnland

In Norwegen kamen wir dann spätestens ab Lakselv aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Landschaft ist dort ganz anders: Berge, Fjorde, irgendwie wilder, zerklüfteter. Die Fahrt am Fjord entlang war traumhaft und wir wussten nicht, was wir als erstes fotografieren sollten. Ich hätte ja nur noch anhalten können, aber man will ja irgendwann auch einmal vorwärts kommen.

Fjord in der Finnmark

Fjord in der Finnmark

Hier hatten wir dann auch die ersten Tunnels, wenn man den Elbtunnel in Hamburg mal abzieht, der erste war merkwürdig, durch die plötzliche Dunkelheit habe ich am Anfang gar nichts mehr gesehen. Dann der Nordkaptunnel – 7 km unter dem Meer durch – man denkt besser nicht darüber nach. In manchen Tunnels sind die Felswände so roh, dass es im Scheinwerferlicht scheint, als würden uns Gesichter aus dem Fels anschauen, vielleicht Trolle? In Honingsvåg musste ich dringend tanken, da die Reservelampe schon ein ganzes Stück aufleuchtete, und dann gings an die Unterkunftsuche. Wir ließen uns hierbei von zwei Deutschen an der Tankstelle verrückt machen, die meinten alle Campingplätze wären besetzt und sie hätten sich jetzt für teures Geld in einem Hotel in Honingsvåg eingemietet. Verunsichert fragten wir dort im Vandrarhem, aber die wollten allen Ernstes 760 NOK für ein Zweibettzimmer, was uns dann doch zu teuer war. Also nahmen wir das Risiko auf uns und fuhren wie eigentlich geplant nach Skarsvåg und zahlten dort gerade einmal die Hälfte. Ein großer Dank an Jens für den Geheimtipp. Die Fahrt über die Nordkapinsel war abenteuerlich, denn es blies ein so starker Wind, dass man praktisch immer in Linkslage fahren musste, sogar wenn man eine Rechtskurve nahm, der Wind trug einen trotzdem herum – verrückt. Nach dem Beziehen des Zimmers entschlossen wir uns doch dafür, heute noch zum Nordkap zu fahren, sind ja nur 10 km und das Ticket ist sowieso für 2 Tage gültig – eine gute Entscheidung, denn als wir ankamen, kam die Sonne hervor. Es war ein toller Anblick, irgendwie mystisch, man kann es einfach nicht beschreiben.

Nordkap

Nordkap

Ich dachte ja, ich finde vielleicht ohne GPS den Geocache am Nordkap, schließlich hatte ich das Versteck vorher bei Google Earth betrachtet, aber nachdem ich unzählige Steine ohne Erfolg umgedreht hatte, habe ich es doch aufgegeben. Ich schrieb stattdessen einen Haufen Postkarten, um sie mit dem Nordkapstempel versehen zu verschicken, und dann erkundeten wir die Nordkaphalle mit Thailändischem Tempel und Kings View Terrasse.

Kings View Terrasse

Kings View Terrasse

Am Nordkap trafen wir den Hotelbus erneut und die Fahrgäste begrüßten uns erfreut. Es war zwar sehr schade, dass wir das Schauspiel der Mitternachtssonne nicht erlebten, aber wir waren nach dem heutigen Tag einfach zu erschöpft und so fuhren wir zurück nach Skarsvåg. Die lustigen Begegnungen waren auch heute gegeben und so trafen wir unterwegs einen Schweizer, der seit dem 7. April mit dem Fahrrad unterwegs war. Das nenne ich ein Durchhaltevermögen – meinen Respekt. Außerdem begegneten wir einem Motorradfahrer aus Niedersachsen, der alleine unterwegs war, und natürlich die Leute vom Hotelbus. Bei der Rückfahrt zur Unterkunft hatten wir noch das Erlebnis schlechthin: die Fußballmannschaft des nördlichsten Fischerdorfes der Welt bei der Halbzeitpause – eine Gruppe Rentiere, die verstreut über den ganzen Platz lag, der Torwart hatte es sich in seinem Kasten gemütlich gemacht.

Nördlichste Fußballmannschaft der Welt

Nördlichste Fußballmannschaft der Welt

Der Tag, der uns ans Ziel brachte, hinterließ tolle Eindrücke und morgen steht ja damit eigentlich schon der Heimweg an.

20.07.2010
Als wir aufwachten konnten wir unser Glück kaum fassen, das Nordkap gestern besucht zu haben, denn heute regnete es und die Sicht war so schlecht, dass es alles andere als ein Erlebnis gewesen wäre. An sich hatte ich geplant heute morgen eine Wanderung zum Kirkeporten zu machen, von dem aus man das Nordkap sehr schön sehen soll, aber bei dem Wetter machte das keinen Spaß. Wir bepackten vor dem Frühstück unsere Motorräder und ich warf meines dabei prompt um. Hier muss ich sagen, dass ich mich über die BMW sehr geärgert habe, denn durch das viele Plastik waren das Rücklicht und der Kennzeichenhalter abgegangen und das Vorderlicht eingedrückt. Wir reparierten das ganze nach einem leckeren Frühstück und dann ging es im Gummianzug, leider schon wieder, los. Vom Regen genervt, verpassten wir viele tolle Fotostops, aber letztlich war die Sicht heute sowieso nicht so gut. An der Tunnelmautstation schließlich warf auch mein Mitfahrer seine Maschine um, so dass wir quitt waren ;-). Als wir aus dem Nordkaptunnel herausfuhren, trafen wir den Schweizer Fahrradfahrer wieder, der das Nordkap also einen Tag nach uns erreichen sollte. Überhaupt sind hier oben sehr viele Radfahrer unterwegs – Respekt an alle. Da die Tour bis Alta heute ja eigentlich nicht so lange dauerte, entschieden wir uns für einen Abstecher nach Hammerfest. Sind ja nur 50 km, dachten wir, aber bei Geschwindigkeitsbeschränkung 60 sind 50 km eine Ewigkeit. Hammerfest selbst ist zwar die nördlichste Stadt der Welt, aber so viel hat sie nicht zu bieten und wir bereuten den Besuch eigentlich.

Hammerfest

Hammerfest

Als ich nach einer kleinen Brotzeit den Müll weg warf, hatte ich die nächste witzige Begegnung. Eine dick geschminkte, ältere Frau quatschte mich an und erzählte mir schließlich, dass sie einmal einen Freund aus Deutschland hatte – Karl-Heinz Kraft, ein Allerweltsname. In einem Reisebüro fragten wir, ob man uns eine Passage auf der Hurtigrute für den nächsten Tag buchen könnte, aber leider war kein Platz mehr frei. Schade, eine Pause wäre jetzt wirklich schön gewesen, so geht der Motorradmarathon weiter. Zurück auf der E6 düsten wir endlich wieder mit 90 km/h über das Sennalandet – eine karge Hochebene mit vielen Seenhütten. Es ist hier oben ewig weit, etwas hügelig mit kleinen Seen und Flüssen.

Sennalandet

Sennalandet

Die Nordkapinsel war allerdings noch karger, nur Felsen und Moor, wobei die Felsen dort eine seltsame vielschichtige Struktur hatten, wie Schiefer – vielleicht war es sogar Schiefer. Schon im Sennalandet regnete es stellenweise, aber wir waren zu faul, den Regenkombi, aus dem wir uns in Hammerfest geschält hatten, erneut anzulegen, so waren wir spätestens in Alta, als es richtig loslegte, auch richtig nass. Die Unterkunftsuche gestaltete sich schwierig und wir ließen uns schließlich von der Touristinfo ein Zimmer im Vandrarhem vermitteln, was mit 350 NOK zwar echt teuer ist, aber da dachten wir auch noch, wir hätten ein Zimmer für uns. Man ließ uns in dem Glauben und wir waren sehr erstaunt, als wir das Zimmer betraten und es schon von zwei Belgiern bewohnt wurde. Zwei Betten in einem Vierbettzimmer für 350 NOK pro Person, ich glaube Norwegen will uns los werden. Zum Glück waren die zwei Belgier nett, sie waren auch mit den Motorrädern auf dem Weg zum Nordkap, haben aber den Weg nordwärts über Norwegen gewählt und den Rückweg über Finnland/Schweden.

21.07.2010
Der Tag begann mit strahlendem Sonnenschein und einer guten Nachricht. Das Mädel vom Vandrarhem hatte sich die Finger wund telefoniert und es nach mehreren Gesprächen mit der MS Trollfjord direkt tatsächlich geschafft uns einen Platz zu besorgen, gut es kostet für die zwei Übernachtungen und die Passage der Motorräder fast 450 Euro, aber das war mir in dem Moment egal. Ich brauchte einen Tag Pause und letztlich hätten wir für die Strecke bestimmt 4-5 Übernachtungen gebraucht. Da das Schiff erst um halb 2 in der Nacht in Tromsö ablegt, hatten wir massig Zeit und erkundeten erst einmal in aller Ruhe das Museum mit den steinzeitlichen Felszeichnungen in Alta. Es war sehr interessant und der Rundweg ist schön angelegt, aber wir kamen bei dem schönen Wetter ganz schön ins Schwitzen.

Alta Museum

Alta Museum

Gegen Mittag brachen wir dann auf. Die Strecke ist Wahnsinn: von einem Fjord in den nächsten, Fischerdörfer, schneebedeckte Berge, Wasserfälle und Kurven en masse – ein Traum.

Fjord

Fjord

In Kåfjord besichtigten wir das Tirpitzmuseum und bekamen einen wirklich guten Einblick in die Geschehnisse von damals, als Hitlers Vorzeigekriegsschiff versenkt wurde. Bis auf kleine Fotostops fuhren wir bis Olderdalen durch, wo wir gegen 17 Uhr am Hafen bei strahlendem Sonnenschein Brotzeit machten. Die Strecken an den Fjorden ziehen sich ewig hin und auch wenn es traumhaft ist, man möchte irgendwann einfach ankommen. Nach einem Verpflegungseinkauf im Supermarkt in Nyskybotn kamen wir um kurz nach 20 Uhr in Tromsö an und dachten wir erfrieren. An der Eismeerkathedrale stoppten wir zum Fotografieren, aber als wir die Finger von den Heizgriffen nahmen, fingen diese bei 10 Grad und eisigem Wind so zu zittern an, dass wir den Fotostop auf ein Minimum reduzierten, um nur schnell wieder die warmen Griffe zu umschließen. So kalt war es nicht einmal am Nordkap. Tromsö ist eine tolle Stadt: viele alte, bunte Häuser und viele Kneipen.

Mitternacht in Tromsö

Mitternacht in Tromsö

Ich habe gelesen, dass es hier ein richtig tolles Nachtleben geben soll, aber heute war das nichts. Nach dem Aufwärmen mit Tee und Walfischsuppe in einer Kneipe ging es um Mitternacht endlich aufs Schiff. Was die Begegnungen des Tages anbetrifft, auch diese gab es. In der Kneipe trafen wir ein älteres Ehepaar aus Sachsen wieder, die mit uns das Tirpitzmuseum besucht hatten. Bei der Suche nach der Anlegestelle der Hurtigrute haben wir vier Finnen kennen gelernt, die sich total freuten uns zu treffen, weil sie auch Motorradfahrer waren. Und wir trafen ein Ehepaar aus Schwaben, die die Stationen ihrer jugendlichen Rucksacktour Revue passieren ließen. In der Nähe von Altheidet trafen wir einen Jungen, der, als wir gerade einen Fotostop einlegten, mit dem Fahrrad angeradelt kam. Er war etwa 13 und fragte uns total begeistert, ob er mal fahren dürfte. Naja das ging dann wohl doch etwas zu weit.
Endlich an Bord, konnten wir etwas im Luxus schwelgen. Eine Kabine mit eigenem Bad, ein Whirlpool am Sonnendeck und eine Panoramalounge – was will man mehr? Das Geld reut zwar schon etwas, aber wir brauchten eine Pause und außerdem waren wir im Urlaub und sparten dadurch das Übernachtungsgeld und den Sprit und unsere Mopeds konnten sich auch ausruhen.
Das ultimative Erlebnis des Tages hatten wir auch heute. Wir kamen um eine Kurve gefahren, da galoppieren uns fünf Rentiere über die komplette Breite der Straße entgegen. Da half nur noch bremsen und hoffen, dass die Tiere ausweichen. Zum Glück haben sie das auch getan, aber es geht einem schon der Arsch auf Grundeis in so einem Moment. Ansonsten wurde die Zahl der Rentiere auf den Straßen weniger, dafür spazieren jetzt die Schafe wild umher.

22.07.2010
Der Tag begann regnerisch und das blieb leider auch so. Das Frühstück war der Hammer, die Auswahl so groß, dass man gar nicht wusste, was man als erstes nehmen sollte, aber so fängt der Tag gut an. Heute stand eh relaxen auf dem Programm und da startet man mit einem Frühstück schon ganz gut. Die meiste Zeit saßen wir in einem Sessel in der Panoramalounge und ließen die Landschaft an uns vorbeiziehen – beeindruckend. Manche Häuseransammlungen auf den Vesterålen und Lofoten, ich weiß gar nicht, ob man diese als Dörfer bezeichnen kann, haben nicht einmal eine Straßenanbindung, sondern sind nur mit dem Boot erreichbar. In Stokmarknes hatten wir unseren ersten längeren Aufenthalt und machten einen Ausflug an Land.

Stokmarknes

Stokmarknes

Die meisten Leute strömten ins dort ansässige Hurtigrutenmuseum, das für Passagiere kostenlos war, aber als wir schon zu Beginn praktisch durchgeschoben wurden, verließen wir es wieder und liefen etwas durch den Ort. Dann, bei der Weiterfahrt, als das Schiff in den Raftsund einfuhr, nahmen die spektakulären Anblicke kein Ende mehr. Links und rechts hohe Berge und Inseln, immer wieder fuhr das Schiff durch sehr schmale Stellen. Das Highlight war schließlich der Trollfjord, eine Sackgasse, die so schmal ist, dass man nur wenige Meter bis zur Felswand hat. Auf Deck 6 ergatterte ich einen super Platz am Bug des Schiffes, wo mich zwar eisiger Wind und Regen fast in die Knie zwangen, aber der Anblick entschädigte dafür alle Mal. Als das Schiff an einer breiteren Stelle wendete, zeigte sich das wahre Können unseres Kapitäns – ein unbeschreiblicher Wahnsinn.

Trollfjord

Trollfjord

Zusammengefroren und nass saßen wir anschließend in der Panoramalounge auf Deck 9. In Svolvaer folgte der nächste längere Stop, auch hier verließen wir das Schiff für einen kurzen Bummel durch den Ort.

Svolvaer

Svolvaer

Wir entdeckten direkt am Hafen ein schönes Café und freuten uns schon auf den leckeren Kuchen, als uns die Dame mitteilte, dass sie gerade schließen. Schade. Der Ort ist zwar sehr schön, aber es war nass und kalt, so dass wir bald wieder die MS Trollfjord aufsuchten und es uns, solange die anderen Passagiere noch an Land waren, im Whirlpool gemütlich machten. Trotz Dauerregen war es unglaublich entspannend im warmen Wasser, auch wenn der Kopf doch irgendwann so kalt war, dass wir uns in die Kabine zurückzogen. Gestärkt mit Krabbentoast und Tee gings erneut in die Panoramalounge und danach gabs noch ein Dosenbier zum Einschlafen.

23.07.2010
Die Nacht war um halb 8 vorbei, schließlich wollten wir noch einmal so richtig ausgiebig frühstücken. Wir erlebten die Polarkreiskreuzung, bevor es um 11 Uhr in Nesna an Land ging. Am Hafen trafen wir einen Deutschen, der seit fünf Jahren in Norwegen lebt und arbeitet. Dann startete die Fahrt Richtung Mo i Rana. Gleich kurz nach Nesna wurde ich zum Vogelmörder, als ein relativ großer Vogel mir einfach so gegen den Stiefel flog. Ob er es überlebt hat weiß ich nicht, jedenfalls hat es einen ganz schönen Schlag getan und dann ist er in den Straßengraben gepurzelt. Die Straßen sind hier zum Motorradfahren ein Traum: viele Kurven und wunderschöne Landschaft. Wir trafen ein Pärchen aus Südtirol und eines aus der Nähe von Köln, die ein Stück gemeinsam mit den Motorrädern unterwegs waren. Die Landschaft hier erinnert etwas an eine Mischung aus Fränkischer Schweiz und Allgäu und wenn man an einen größeren Ort an einem Fjord heranfährt, könnte man auch denken, man wäre in Oberitalien an einem See, vor allem bei dem schönen Sonnenschein.

Fjord

Fjord

Es wechselten sich Flüsse, Seen und Berge, die teilweise mit Schnee bedeckt waren, ab. An einem Badesee machten wir Mittag, bei 12 Grad allerdings etwas kühl zum Baden, aber durch die Sonne war es doch angenehm. Die vielen Tunnel zwischen Mo i Rana und Mosjoen waren sehr frisch, v.a. der 8,7 km lange. Kurz nach Mosjoen kamen wir an einen beeindruckenden Wasserfall, den Laxfoss.

Laxfoss

Laxfoss

Er heißt so, weil man hier die Lachse beim Flussaufwärtsspringen beobachten kann. In der Sonne genossen wir ein Eis, bevor es dann zügig weiterging bis zu einem schnuckeligen Campingplatz in Brekkvaselv. Dort war auch ein Ehepaar aus Fürstenfeldbruck, das schon sehr viel in der Welt herum gekommen war und jetzt mit dem eigenen Wohnmobil Skandinavien erkundete. Da sie die letzten Tage nur Regen hatten, hatten sie aber die Schnauze schon voll. Das mit dem tagelangen Regen hatten auch die vier Motorradfahrer heute erzählt, was das angeht hatten wir ja wirklich Glück. Jetzt abends ist es aber doch sehr kalt; wenn die Sonne weg ist, hat es gleich wieder nur 10 Grad.

24.07.2010
Die Nacht war arschkalt, in der Hütte hat es so gezogen, dass auch der warme Schlafsack nicht mehr richtig geholfen hat. Aber Hauptsache ein Dach über dem Kopf und jetzt am Morgen wieder strahlender Sonnenschein. Nach einem netten Gespräch mit der Campingplatzbetreiberin, die von Spitzbergen stammt, ging es weiter. Durch die schöne „Allgäuer” Landschaft mit Bergen, Flüssen, Seen und vielen schönen Motorradkurven.

Auf dem Weg nach Trondheim

Auf dem Weg nach Trondheim

Da 100 km keine einzige Tankstelle kam, bekamen wir schließlich doch etwas Panik, nachdem ich schon 40 km mit aufleuchtender Reservelampe fuhr, aber es klappte alles noch. Die letzten 100 km bis Trondheim haben sich aber etwas gezogen und auch wenn die Strecke weiterhin schön war, musste ich ganz schön kämpfen, die Augen offen zu halten. Ein kleiner Tiefpunkt. In Trondheim kam der schwierigste Teil des Tages: ohne Navi die Unterkunft zu finden. Das bedeutete planloses Herumfahren, nichts ausgeschildert, dreimal nach dem Weg fragen und dann endlich im Sommarhotel, einem Studentenwohnheim, das in der Ferienzeit als Hotel Zimmer vermietet, einchecken. Es lag sehr schön, mit tollem Ausblick auf die Stadt nahe der Festung. Eine Norwegerin, die wir nach dem Weg fragten, erzählte gleich total begeistert, dass sie das selbe Motorrad wie meines hatte, nur in eisblau. Die Unterkunft ist super und für 350 NOK inkl. Frühstück auch wirklich in Ordnung. Nach einer Dusche und kurzem Entspannen ging es auf Stadterkundung. Die Festung bietet einen wunderschönen Blick auf die Stadt mit dem berühmten Nidaros Dom. Den Dom konnten wir leider nur von außen besichtigen, weil innen gerade eine Hochzeit stattfand, aber das Bauwerk war auch so unglaublich beeindruckend.

Nidaros Dom

Nidaros Dom

Die restliche Stadtbesichtigung verlief extrem planlos und war mehr die Suche nach einer Gaststätte zum Abendessen, aber irgendwie wurden wir nicht fündig, da das meiste einfach zu teuer war. Letztlich landeten wir im Burger King, was für eine Schande. Am Hafen lagen viele alte Schiffe vor Anker, mit Schildern, die Modell, Baujahr und Ausstattung beschrieben. Diese alten Kähne in Kombination mit den bunten Speicherhäusern waren toll.

Hafen Trondheim

Hafen Trondheim

Das Wetter war mittlerweile der Hammer, wir liefen im T-Shirt herum – der Sommer ist zurück. Nach einem Eis ging es ins Scottish Pub, wo an diesem Abend Live Musik mit “The Stig” geboten war. Die Musik war richtig gut und die wenigen Leute im Pub waren sehr lustig, was vermutlich an ihrem Alkoholpegel lag. Da das Bier 74 NOK kostete, beließen wir es bei einem einzigen und ließen einfach die Atmosphäre und die Musik auf uns wirken. In Trondheim gibt es wie in allen skandinavischen Städten sehr viele modern gekleidete Menschen, wobei manche da vielleicht etwas zu selbstbewusst waren und für einige Lacher sorgten. Der Heimweg dann war anstrengend, schließlich mussten wir den steilen Berg zur Festung wieder hinauf. Das einzige, was es dort gibt und mich total fasziniert hat, ist ein Fahrradlift, die genaue Funktionsweise habe ich allerdings nicht begriffen.

25.07.2010
Ausschlafen und dann gemütlich frühstücken im Innenhof, so fängt der Tag doch gut an. Der Sommer hat uns wieder und die Gepäckrolle kann daher wieder etwas umgepackt werden. Heute war relaxen angesagt, da wir nur eine kurze Strecke vor uns hatten. Um kurz vor 12 verließen wir Trondheim und nahmen bei Buvik die kleine Küstenstraße, um den Tunnels auf der E39 auszuweichen. In Orkanger an der Tankstelle machten wir eine Eispause und trafen einen Schweizer mit einer 25 Jahre alten Yamaha, der auch etwas in Südnorwegen herum fährt. Wir hatten eine unglaublich nette Unterhaltung und wenn wir mal in die Nähe von Bern kommen, wissen wir, an wen wir uns wenden können. Weiter ging es auf der E39 bis Kirksaeteroera, wo wir an der dortigen Tankstelle Würstchen aßen und den Verkehr beobachteten. Ich finde es toll, dass in Skandinavien so viele alte Autos herum fahren. Gestern in Trondheim hatte ich einen super hergerichteten Opel Commodore gesehen, außerdem jede Menge BMW E30 und natürlich amerikanische Schlitten en masse. Wir folgten der Beschreibung von Ove, dem Motorradfahrer, den wir in Haparanda kennengelernt hatten, und kamen in eine schöne, abgelegene Gegend. Am Hafen von Hellandsjoen genossen wir die warme Sonne und trafen schließlich Ove, der uns abholte. Das Sommerhaus seiner Eltern ist sehr schön gelegen am Meer mit wunderschön hergerichtetem Garten. Wir lernten seine Eltern, seine Schwestern und Nichten kennen und wurden am Abend mit Würstchen und Frikadellen bekocht. Nach spannenden Erzählungen von seiner Motorradtour, die uns genauso fesselten wie vor mehr als einer Woche in Haparanda, ging es schließlich um kurz vor 12 ins Bett.


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