Posted by: Aratos | 19. September 2010

Woche 3 + 1/2: Hellandsjoen – Deutschland 26.07.-03.08.2010

26.07.2010
Heute stand Entspannung pur auf dem Programm – ohne Motorrad. Ich muss sagen, wir wurden wirklich verwöhnt, was mir ein etwas schlechtes Gewissen bereitete, da wir nichts zurückgeben konnten. Leckeres Frühstück, mittags Waffeln mit Schmand und Marmelade und abends Lachs mit Sahnesoße und Kartoffeln, als Nachtisch Schokoladenkuchen mit Eis – zwei Tage das beste Essen der ganzen Reise. Heute stand nicht viel auf dem Programm, außer einem Spaziergang zur Lederfabrik in Hellandsjoen und einer kleinen Rudertour, bei der das Boot fast absoff ;-).

Ruderbootstour

Ruderbootstour

Nein, natürlich nicht, es war nur anscheinend nicht mehr ganz dicht und es sammelte sich etwas Wasser am Boden. Ansonsten versprach der Tag viel Schlaf und relaxen in der Sonne – so lässt es sich aushalten. Abends dann noch eine Tour mit dem Motorboot zum Fischen – ein wahres Highlight. Wir fuhren ein Stück aufs Meer hinaus und ließen dann bei langsamer Fahrt die Leine mit 5-6 Haken zu Wasser. Es war unglaublich spannend und die Fische bissen auch noch an: Unser Ertrag 8 Fische, davon 3 von mir gefangen. Ein gelungener Tag, an dem der große Dank an Ove und seine Familie geht: Es war ein richtiges Erlebnis, einer der schönsten Tage unserer Reise.

27.07.2010
Nun müssen wir uns leider von Ove verabschieden und es ging wieder zurück auf die Straße. Wir nahmen die 680 Richtung Kristiansund, wobei wir aufgrund meines falschen Abbiegens 2x den selben Aussichtspunkt passierten ;-). Die Landschaft war bei diesem Umweg sehr schön und wir fuhren über zwei kleinere Brücken. Dann, beim zweiten Mal, erreichten wir endlich die Fähre nach Kristiansund – unsere erste Fähre, wenn man die Anreise Kiel – Göteborg nicht mitzählt. In Kristiansund gings durch den kostenpflichtigen Atlantikhavstunnel und endlich lag ein herbeigesehntes Highlight vor uns: der Atlantikvejen. Die Straße führte über kleinere Inseln übers Meer, ein beeindruckendes Bauwerk, leider ist die Fahrt auch schnell vorbei, aber es war ein tolles Gefühl.

Atlantikvejen

Atlantikvejen

Die Landschaft ist immer noch sehr bergig mit Fjorden bzw. dem offenen Meer und sehr landwirtschaftlich geprägt. Ab Molde hatten wir auch wieder schneebedeckte Berge im Hintergrund. Eine weitere Fährüberfahrt führte uns nach Andalsnes. Da es mittlerweile schon 6 Uhr abends war, überlegten wir beim Einkaufen, ob wir uns nicht langsam an die Unterkunftsuche machen sollten, aber da das Wetter wirklich traumhaft war – strahlender Sonnenschein – fuhren wir weiter. Der Trollstigen war spektakulär, vor allem jetzt abends bei wenig Verkehr und dem tollen Wetter. Die Spitzkehren wanden sich den Berg hoch und die Wasserfälle, die herunter fielen, erzeugten eine Gischt, die einen in manchen Kurven voll erwischte. Und dann der Ausblick von oben – atemberaubend.

Trollstigen

Trollstigen

Wir trafen eine Reisegruppe aus Israel, die wir, wie sich herausstellte, auch am Atlantikvejen schon einmal gesehen hatten. Sie waren sehr nett und erzählten begeistert von einer Bäckerei in Valldall, die ein Geheimtipp sein soll. Nachdem wir eine ganze Weile den Ausblick genossen hatten, ging es weiter über die Hochebene, um uns herum schneebedeckte Berge und schöne Kurven. Kurz vor Valldall fanden wir einen Campingplatz und entschieden uns für das Zelt, mit 60 NOK pro Zelt war das wirklich der billigste bisher. Das Abendessen bestand aus Lapskaus mit Nudeln und dem obligatorischen Feierabendbier ;-). Am Campingplatz trafen wir auch die Israelis wieder, die sich sehr freuten und uns davon vorschwärmten, dass sie die Bäckerei noch besucht hatten. Außerdem war dort eine Reisegruppe aus Tschechien, die auch uns am Rande mit Musik unterhielt, da einer Gitarre spielte und alle mitsangen. Es war schön und wir konnten trotz der andauernden Musik ganz gut einschlafen.

28.07.2010
Unser bisheriges Zelten, es war ja erst das zweite Mal, stand unter keinem guten Stern, denn schon wieder wurden wir früh um 6 Uhr von Regentropfen geweckt, die aufs Zelt prasselten. Zum Glück hörte der Regen nach einer halben Stunde wieder auf, aber das Zelt war damit natürlich schon nass. Da an Schlaf sowieso nicht mehr zu denken war, starteten wir früh, wobei ich mich vorher noch mit den neben uns campenden Schweden aus Karlstad unterhielt, die dachten, ich wäre aufgrund meines Slangs aus Dänemark. Ich nehme es mal als Kompliment, obwohl ich weiß, dass die Dänen von den skandinavischen Staaten am undeutlichsten sprechen, da werden viele Buchstaben verschluckt, wie in Franken eben auch ;-). Eine kleine Fähre brachte uns nach Eidstal. Eigentlich kamen wir genau richtig an, denn gerade fuhr die Fähre ein, aber da die Mannschaft erst Pause oder Maschinencheck machte, mussten wir doch eine halbe Stunde warten. Die Tour heute war spektakulär, denn wieder ging es über steile Kurven hinauf und dann am heutigen Highlight – dem Geirangerfjord – wieder hinab. Die Aussicht war, wie nicht anders zu erwarten, der Hammer. In Geiranger lag die MS Astor auf ihrem Rückweg vom Nordkap vor Anker und wir trafen daher am Aussichtspunkt auch einige deutsche „Kreuzfahrer“.

Geirangerfjord

Geirangerfjord

Die Ortschaft ist sehr schön, aber doch sehr touristisch überlaufen, was die Fahrt hindurch zu einer Qual machte. Nach etlichen Spitzkehren hinauf erreichten wir die über 1000 m hoch liegende Djupvasshytta, die schön an einem See liegt, in dessen klarem Wasser sich die umliegenden Berge kristallklar spiegelten.

Djupvasshytta

Djupvasshytta

Um die Spitze des Berges Dalsnibba zu erklimmen, hätten wir eine kleine Straße hinauffahren müssen, aber da man hier wieder abkassierte, 85 NOK pro Motorrad, ließen wir das dann doch. Stattdessen genossen wir endlich das Frühstück des Tages, wurde auch Zeit. Dann ging es durch unbeschreibliche Landschaften weiter – Berge, karge Ebenen und reißende Gebirgsflüsse, deren milchiges Blau die Temperatur des Wassers wage erahnen ließ. Richtig atemberaubend wurde die Landschaft, als wir die 51 wieder hinauf fuhren auf eine Hochebene, die gespickt war mit Steinen – wieder Trollboule?

Hochebene

Hochebene

Fantastische Ausblicke gab es auf das westlich gelegene Jotunheimen Gebirge, welches bestimmt erlebnisreiche Wandererfahrungen birgt. Wir hatten heute den ganzen Tag schneebedeckte Berge im Hintergrund und auf über 1000 m lag der Schnee vereinzelt sogar am Straßenrand. Bei unserer Brotzeitpause an einem Rastplatz trafen wir zwei Mädels aus Münster, die zum Radfahren und Klettern in Norwegen waren. Eine nette Unterhaltung, die hervor brachte, dass die eine der beiden auch manchmal zum Klettern in der Fränkischen Schweiz unterwegs ist. Die beiden brachen kurz vor uns auf, waren dann aber schon unglaublich weit, als wir sie überholten, hatten die eine Abkürzung genommen oder eine solche Geschwindigkeit drauf? Unterwegs hatten wir auch noch Stau wegen eines Unfalls – der BMW war Schrott, er war vermutlich frontal gegen einen Baum gefahren. Den nächsten Stau verursachte eine Herde Kühe, die genauso schlimm wie die Rentiere im Norden die Straße blockierten. In Fagernes deckten wir uns im Supermarkt fürs Abendessen ein und fuhren dann die 51 wieder hoch auf eine Hochebene. Am nächsten Campingplatz versuchten wir es erneut mit Zelten, das Zelt muss ja schließlich wieder trocken werden, es war zwar etwas teurer mit 100 NOK pro Zelt, aber immer noch im Rahmen. Auch heute gab es wieder Nudeln, diesmal mit Tomaten-Käse-Soße und kleinen Wurstbällchen – lecker.
Die Sonne hatte heute ab dem späten Vormittag durchgehend geschienen, bis auf einen kleinen Regenschauer zwischendurch, der aber so schnell wieder vorbei war, dass sich das Anlegen des Regenkombis mal wieder nicht gelohnt hat. Mein Mitfahrer entdeckte, während ich mich in den Gummianzug zwang, noch einen Wasserfall und in Lom sahen wir eine schöne Stabkirche. Im Skiort Breitestolen tankte ich nahe der Verzweiflung, da meine Reserveleuchte schon wieder seit mindestens 30 km brannte, das mit 13 NOK pro Liter teuerste Benzin der Reise, aber es half ja nichts.

29.07.2010
Das Zelten ist uns nicht gut gesonnen, denn wieder fing es um 6 Uhr an zu regnen. Zwar nur ein kurzer Schauer, aber natürlich war das Zelt wieder nass. Das ist doch zum verrückt werden oder sollte das unser täglicher Wecker sein? Wenigstens beim Zusammenpacken war es wieder trocken und wir fuhren ohne Gummianzug weiter; zuerst die 51 bis zum Ende und dann auf die 7. In Geilo, einem der Hauptskiorte Norwegens, gab es endlich Frühstück an der Tankstelle. Dann ein weiteres Highlight: die Hardangervidda. Uns erwarteten eine karge Hochebene, moosbedeckte Steine, Gebirgsflüsse und Seen und im Hintergrund der Gletscher Hardangerjökul.

Hardangerjökul

Hardangerjökul

Leider wurde die Fahrt durch die vielen vor uns fahrenden „Touristen“ doch etwas anstrengend, da diese, vor allem die Wohnmobile, so entlang schlichen. Wir legten nur einige wenige Fotostops ein, da wir sonst die eben überholten Fahrzeuge wieder vor uns gehabt hätten. Als wir die 7 verließen und auf der 13 weiterfuhren, wurde es nicht wirklich besser. Durch die extrem schmalen Straßen gab es jedesmal Stau, wenn ein Wohnmobil und ein anderes Fahrzeug sich entgegenkamen. Einmal schrammte ein Wohnwagen auch an der Felswand entlang, als er einen LKW passierte. Durch die vielen Kurven und Tunnels wurde das Überholen heute sehr schwierig. In Kinsarvik machten wir am Fjord Pause und ließen uns unser Brathähnchen schmecken. Dort buchte uns die nette Dame in der Touristinfo auch die Fähre Stavanger – Hirtshals für Samstag. Kurz bevor wir wieder starteten, unterhielten wir uns noch gut mit einem Pärchen aus Österreich, die auch mit den Motorrädern in Südnorwegen unterwegs waren. Wir tauschten Tipps aus und stellten dabei fest, dass wir heute noch eine unglaublich lange Strecke vor uns hatten und dass uns noch viele unbeleuchtete Tunnel erwarteten. In Odda tankten wir, hoffentlich das letzte Mal in Norwegen, und dann gings durch wunderschöne Landschaften weiter. Wir hatten heute ein Auf und Ab, bestimmt etliche Höhenmeter, außerdem reißende Gebirgsflüsse und massenhaft Wasserfälle.

Wasserfälle en masse

Wasserfälle en masse

Den Latefossen, der bestimmt beeindruckend gewesen wäre, verpassten wir leider, da wir von einem dahinschleichenden österreichischen Wohnmobil abgelenkt waren, so dass wir nur noch die Gischt aus dem Augenwinkel wahrnahmen. Da die nächste Wendemöglichkeit erst am Fuße des Berges bestand, entschieden wir uns gegen ein Umkehren. Die Tunnel heute habe ich nicht gezählt, aber es stellte sich heraus, dass der Tag vom Tunnelblick geprägt war, die Fahrt zum Nordkap war dagegen harmlos. Sie waren jedenfalls faszinierend, die meisten unbeleuchtet, und sie schraubten sich um die Berge herum, entweder aufwärts oder abwärts. Einmal hatten wir den Nebel über uns, dann, als wir aus dem Tunnel herausfuhren, lag er wieder unter uns. Gegen Ende wurde die Fahrt jedoch anstrengend. Wir waren erst um 18 Uhr in Nesvik an der Fähre und mussten hier auch noch eine Stunde warten – was jedoch zu einer weiteren netten Begegnung führte. Wir trafen einen sehr gut Deutsch sprechenden Norweger aus Trondheim, der bei Siemens arbeitet und auch oft in Erlangen und Nürnberg ist. Er war mit seinen Freunden auf einem Motorradausflug und fuhr die Antwort von BMW auf die Goldwing, also ein wahres Wohnzimmer mit Unmengen an Stauraum. Nach der Fährüberfahrt trennten wir uns, die Norweger fuhren zu ihrem Hotel und wir noch fast eine Stunde bis zum Preikestolen. Zwischendurch überlegte ich oft, ob wir nicht einfach schnell an einen Campingplatz fahren sollten, aber es war doch eine gute Entscheidung, bis zur Preikestolenhytta durchzuhalten. Ich hätte nicht gedacht, dass die Übernachtungspreise hier so in Ordnung sind, wir zahlten im 4-Bett-Schlafsaal 280 NOK die Nacht und buchten gleich für 2 Nächte, wovon wir die erste das Zimmer mit einem Belgier teilten. Ein netter junger Mann, er ist freischaffender Journalist und oft in Krisengebieten unterwegs und es war sehr interessant, ihm zuzuhören. Heute war es ja den ganzen Tag schon bewölkt, aber mittlerweile hatte es komplett zugezogen und wir hofften nur, dass es morgen besser werden würde und wir den Preikestolen dann auch sehen konnten.

30.07.2010
Unser Tag Pause begann regnerisch und neblig, aber wir hofften immer noch, dass es noch aufklären würde. Das Frühstück war lecker und nach abwarten und in den Regen starren brachen wir um 11 Uhr doch zu unserer Wanderung auf. Wanderung würde ich das persönlich nicht nennen, eher Bergsteigen, aber die Norweger wollen die Touristen wohl nicht abschrecken. Es ging über steile Geröllfelder nach oben, alles nass und glitschig. Teilweise waren die Brocken so groß, dass ich froh war, lange Beine zu haben.

Geröllfelder

Geröllfelder

Durchgeschwitzt kamen wir oben an. Unterwegs trafen wir ein Paar aus Flensburg, die uns den Tipp gaben, oben den Clifftrail statt des Hilltrails zu nehmen – ein guter Tipp, vielen Dank. Wir verloren zwar einmal den Weg im Nebel, aber zusammen mit einem Kroaten fanden wir doch wieder zurück. Er und seine beiden Freunde waren auch mit den Motorrädern auf dem Weg zum Nordkap, hatten aber bisher nur Regen. Oben angekommen war die Sicht gleich null, nur die schwache Kontur der Felsplattform war zu erahnen.

Preikestolen

Preikestolen

Preikestolen

Preikestolen

Aber wir hatten es geschafft. Ich glaube, so eine Stelle wäre in Deutschland mit unzähligen Geländern gesichert, aber in Norwegen sieht man das ganze nicht so tragisch, hier sind nicht einmal die Felsspalten, die man überschreiten muss, abgesperrt. Auf dem Rückweg fing es dann wieder richtig an zu regnen und so kamen wir um 15 Uhr durchnässt mit einem österreichischen Paar in der Unterkunft an. Die beiden kamen auch gerade vom Nordkap – anscheinend eine sehr beliebte Tour. Nachdem wir unsere nassen Klamotten im Zimmer aufgehängt und die Heizung aufgedreht hatten, gings zum Essen. Auch hier kann man an den Preisen echt nicht meckern. Wir zahlten für leckeres Omelette mit Gemüse und als Nachtisch Waffeln mit Schmand und Marmelade nur 130 NOK, das war wirklich ein Festessen, aber nach der Wanderung auch dringend nötig. Den Rest des Tages, an dem sich das Wetter nicht besserte, verbrachten wir mit herumgammeln und wurden nur abends um 21:15 Uhr von einem Feueralarm aus dem Haus gerufen. Die Türken hatten in der Küche den Kebab anbrennen lassen. Witzig war, dass nicht nur in unserem Schlafsaal der Feueralarm ging, sondern auch in der Jugendherberge und im Hotel die Leute vor der Tür standen. Die Verursacher ließen sich nicht stören und aßen gemütlich weiter.

31.07.2010
Als wir aufstanden, war der Himmel noch klar und es wäre vielleicht eine Überlegung wert gewesen, den Aufstieg ein zweites Mal zu wagen, aber als wir nach dem Frühstück die Motorräder bepackten, war daran nicht zu denken, denn es fing wieder an zu regnen. Also erneut ein Tag im Regenkombi. Das anfängliche Nieseln entwickelte sich nach kurzer Zeit in einen richtigen Schauer und wir kamen schon genervt in Stavanger an. Die Parkplatzsuche erschien zwar anfangs schwierig, aber letztlich bekamen wir direkt am Hafen einen Motorradparkplatz, direkt neben dem Foodfestival. Wir schlenderten durch die Buden, die Essen aus aller Welt boten, und genossen die Gerüche.

Stavanger Foodfestival

Stavanger Foodfestival

Dann besichtigen wir noch den beeindruckenden Dom. Zwischendurch war es auch tatsächlich einmal trocken und wir konnten den Tag etwas genießen. Wir trafen einen 84jährigen Norweger, der sehr gut deutsch sprach, da seine Mutter aus Deutschland war, es gibt schon sehr kuriose Begegnungen. Am witzigsten war eine Attraktion am Hafen, eine Plastikkugel, in die man einsteigen und dann versuche konnte, übers Wasser zu laufen. Meist klappte das nicht so elegant, wie es die Personen beabsichtigten. In einem schönen Café machten wir nach dem wiedereinsetzenden Regen Pause, leider schloss dieses schon um halb 4, so dass wir danach wieder hinaus mussten. Genervt fuhren wir nach Tananger, von wo die Fähre startete, doch dort wartete das nächste Drama. Wir dachten, wir fahren frühzeitig auf die Fähre, aber als wir uns um 5 in die Reihe der schon wartenden Fahrzeuge einreihten, war endloses Warten im Regen angesagt. Da hat man es natürlich im Auto leichter. Als es doch einmal vorwärts ging – das System, nach dem die die Reihen einließen, verstehe ich bis heute nicht – sprang das Motorrad nicht mehr an. Nach mehrmaligen Probieren zündete es doch, bevor die Batterie den Geist aufgab, und irgendwann kurz vor 9 durften wir auch endlich an Bord. Wir lernten ein Paar aus Holland kennen, die mit ihrem selbstgebauten Costumebike von einem Treffen kamen. Auf der Fähre wies uns ein unfreundlicher Mitarbeiter genervt ein und erklärte uns kurz, dass wir unsere Motorräder gefälligst selbst verzurren sollten, ich hoffe nur, dass das alles hält. Dann hieß es einen Platz für die Nacht suchen, nachdem wir ja keine Kabine hatten. Nach diesem bescheidenen Tag wird die Nacht in den nassen Klamotten – der Regenkombi hat nämlich nicht gehalten – bestimmt noch bescheidener.

01.08.2010
Fit und ausgeschlafen kann man uns bestimmt nicht nennen, aber zumindest hatte ich weder Genickstarre noch einen Bandscheibenvorfall. Als ich meine letzten Kronen für unser Frühstück zusammensuchte, fand ich im Regenkombi noch 100 NOK – Restgeld vom Nordkaptunnel –, gestern hätte ich das brauchen können, aber jetzt? Die unfreundlichen Einweiser vom Abend vorher wiesen uns wieder genauso genervt aus, aber irgendwie war jetzt eh alles egal, Hauptsache zurück am Festland und auf dem Heimweg. Durch die Autobahn kamen wir doch sehr flott vorwärts und schafften die 200 km bis Århus. Nach einem Shoppingbummel in Odder in einem Sportoutletshop, den ich, wenn ich Platz gehabt hätte, leer gekauft hätte, gings ein Stück die Landstraße lang zu einem schönen Campingplatz am Meer. In strahlendem Sonnenschein bauten wir das Zelt auf und gingen dann zum Abkühlen an den Strand. Bis zu den Knien genoss ich das Wasser, aber dann entschied ich mich doch gegen das Schwimmen. Die Dänen sind hier härter gesotten. Wir ließen uns von der Sonne wärmen, bis es zu windig wurde. Kaum waren wir zurück am Zelt, um etwas zu relaxen, fing es tatsächlich noch zu regnen an – das glaubt man doch nicht. Zum Glück blieb es bei einem kurzen Schauer und wir konnten dann endlich unsere im Aldi erworbenen saftigen Steaks auf den Einweggrill schmeißen. Am Strand ließen wir den Tag bei einem unglaublichem Licht, das eine unbeschreibliche Stimmung erzeugte, ausklingen.

Abendstimmung in Dänemark

Abendstimmung in Dänemark

Wir mussten uns hier ein weiteres Mal schämen, da die Dänen jetzt abends um 9 auf einmal zum Baden herauskamen. Vielleicht härtet das wirklich ab. Am Verrücktesten fanden wir eine Familie mit sieben Kindern, die bis auf die Kleinste alle ins kühle Wasser sprangen. Begleitet von einem tollen roten Sonnenuntergang gings dann ins Zelt, den Schlaf von gestern nachholen.

02.08.2010
Beim Zeltabbauen schwitzten wir bei strahlendem Sonnenschein und dann hieß es Abschied nehmen von Skandinavien. Kurz vor der Grenze holte uns dann leider das schlechte Wetter erneut ein und wir wurden geduscht. Bis nach Hamburg hieß das im Gummianzug fahren, dann wurde es wieder trocken. Bei Soltau stärkten wir uns an einem Rasthof und machten uns dann auf zum Panzermuseum in Munster. Da dieses heute, Montag, geschlossen hatte, mussten wir den Besuch auf morgen verschieben und es ging nur noch zum Eisessen.

03.08.2010
Das Panzermuseum war ganz ok, ist halt doch mehr eine Männersache, aber es waren schon schöne Maschinen dabei.

Deutsches Panzermuseum Munster

Deutsches Panzermuseum Munster

Dann hieß es Kilometer reißen, um endlich heimzukommen. Bei einem letzten Stopp in Hannoversch Münden ließen wir uns noch ein Eis schmecken, bevor es dann relativ zügig nach Hause ging. Zu Hannoversch Münden muss ich sagen, das ist wirklich eine sehr schöne Stadt, viele Fachwerkhäuser mit ganz tollem Charme.

Rathaus von Hann.Münden

Rathaus von Hann.Münden

Gegen 19:00 Uhr schlug ich endlich zu Hause auf, bepackt mit vielen tollen Erinnerungen und der Vorfreude auf eine Badewanne.

Wieder daheim

Wieder daheim


Antworten

  1. sehr schöner reisebericht.locker und unkompliziert.
    haben uns ja schon vor deiner reise über nordkaptour unterhalten bei dir im hof.
    hab den tipp zu deinem internetauftritt übrigens von meiner bäckerin moni kohlmann.

    gruß johannes mehl,hetzles

    • Hallo,
      und hast damals auf deiner Nordkaptour ähnlich kuriose Dinge erlebt? 😉
      Vielleicht schaff ichs nächstes Jahr mal in Hetzles vorbeizukommen und die Bilder zu zeigen.

  2. jetzt erst habe ich deine bilder und einige berichte von dir gelesen.
    hab wieder fernweh bekommen. liebe grüßé von lucia aus hetzles,
    die frau, die mit dem bäcker johannes verheiratet ist. liebe grüße

    • Hallo Lucia, geht mir genauso, würd sofort wieder losfahren 😉 Mal schaun obs nen Goldenen Herbst gibt und ich es stattdessen endlich mal schaffe bei euch vorbeizufahren. LG


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