Posted by: Aratos | 22. August 2010

Woche 1: Deutschland – Inari (FI) 11.07. – 18.07.

11.07.2010
Morgens früh um halb 6 startete das Abenteuer aus der Pole Position, die am Abend zuvor in mühsamer Handarbeit aufgezeichnet wurde. Startkilometerstand 3350 km.

Start aus der Poleposition

Start aus der Poleposition

Da zu dieser Zeit in Deutschland Temperaturen herrschten, die mehr an eine finnische Sauna erinnerten, war die Fahrt nach Kiel zermürbend. Zum Glück gerieten wir in keinen Stau, sondern konnten zügig durchfahren und hatten dadurch wenigstens etwas – wenn auch warmen – Fahrtwind. Um kurz nach 3 Uhr am Nachmittag waren wir endlich in Kiel, mussten uns aber noch eine gute Stunde durch das Stop&Go auf die Fähre quälen und dann mit Gepäck quer durchs Schiff in den Rumpf am anderen Ende, wo unsere kleine Billigkabine 2012 wartete. In der Kabine herrschten ebenfalls gefühlte 40 Grad und auch die kalte Dusche half eigentlich gar nichts, denn sofort waren wir wieder patschnass. Erst an Deck bei einem kühlen Bier kam der Körper wieder auf Normaltemperatur. Am Abend dann WM-Finale Niederlande – Spanien mit einem Schiff voller Holländer, das war eine Stimmung, auch wenn es letztlich nichts wurde mit dem Sieg.

12.07.2010
Nach einer wenig erholsamen Nacht ging es nach Frühstück und schöner Hafeneinfahrt in Göteborg gleich wieder ans Schwitzen, wieder Packen, Schleppen und Stop&Go. Als wir es endlich geschafft hatten und auf der E45 Richtung Norden fuhren, war ich heilfroh. In Lilla Eden legten wir eine kleine Pause ein und bogen dann von der Europastraße ab auf kleinere Straßen mit schönen Kurven und natürlich der typisch schwedischen Landschaft – Wälder, Seen und rote Häuser. Unser Weg führte uns über Vänersborg, Stigen und Bäckefors nach Åmal, durch das wilde Dalsland. Die Gegend ist wunderschön, ein See neben dem anderen, eben ein richtiges Outdoorparadies.

Dalsland

Dalsland

Eigentlich wollten wir auf Värmlandsnäs bis zur Spitze der Halbinsel fahren, aber die in unserer Karte eingezeichneten Straßen waren nur Schotterpisten und die Orte nur einzelne Gehöfte, so dass wir nach einer halben Stunde, in der wir nur geringfügig vorwärts gekommen waren, wieder umkehrten. Zwischen Borgvik und Grums war dann unser erster Campingplatz, wo wir bei dem schönen warmen Wetter natürlich sofort unser Zelt auspackten. Und da der Platz so schön an einem kleinen See gelegen ist, was liegt da näher als ein Sprung ins kühle Nass? Die Abkühlung war perfekt. Witzig war, dass das Wasser so torfig ist, dass man so lange man unter Wasser ist, einen wahrhaft perfekt braunen Teint hat ;-). Und gesund ist es auch noch.

13.07.2010
Um halb 1 erwachte ich, weil das Zelt von starkem Wind geschüttelt wurde, und es dauerte dann auch nicht mehr lange, bis das Gewitter uns vollends erwischte. Blitze zuckten über den Himmel und es goss wie aus Eimern. Am Morgen blieb es bei einem schnellen Zusammenpacken während des kurzen Regenstops, doch kaum saßen wir auf den Motorrädern legte es wieder los. Neben uns hatte ein Lehrer aus Norddeutschland gecampt, der zum Faltbootfahren nach Schweden gekommen ist, auch er packte schnell seine Sachen zusammen. Im Wettbüro des ICA-Supermarktes in Grums bekamen wir kostenlos einen Kaffee und anschließend stand langes Fahren im Regen an. Die Landschaft war endlos, gerade Straßen, links und rechts Bäume und zwischendurch Seen. In Torsby legten wir eine kleine Mittagspause ein und hatten Glück, da der Regen aufgehört hatte. Wir trafen ein Paar aus Ingolstadt, die ihr eigenes Ferienhaus in der Nähe haben und dieses Jahr 10 Wochen dort verbringen. Sie erzählten uns, dass ihr ungestümer Jagdhund, ein junger Weimeraner, gleich zu Beginn des Urlaubs von einer Kreuzotter gebissen wurde und sie fast verzweifelten auf der Suche nach einem Tierarzt. Die Fahrt war zwar jetzt trockener, aber auf Dauer doch etwas eintönig. Die einzige Abwechslung brachte die wechselnde Farbe des Straßenbelags – mal grau, dann rot.

Schwedische Straßen

Schwedische Straßen

In Malung machten wir eine Kaffeepause und kaum saßen wir, brach die Hölle los – Platzregen ohne Ende. Also hieß es erneut in den Gummianzug und weiter im Regen. In Siljanfors stoppten wir beim Skogsmuseum und danach machten wir einen kurzen Abstecher an der Westküste des Siljansees entlang.

Gewitterhimmel

Gewitterhimmel

Da der Himmel immer schwärzer wurde, entschieden wir uns zur Umkehr und nach überstandenem Berufsverkehr in Mora kamen wir in Orsa im STF-Vandrarhem unter – wie sollte es anders sein wieder bei strömendem Regen. Nach dem Wetter heute war die Dusche sehr willkommen. Doch als wir zu einem Imbiss zum Pizzaessen gingen, wurden wir auf dem Rückweg wieder geduscht, so dass nun auch die normalen Klamotten durchnässt waren.

14.07.2010
Es hatte aufgehört zu regnen und das Frühstück war super lecker. So gestärkt sollte heute eigentlich nichts schief gehen. Kurz vor der Abfahrt hatten wir noch eine nette Unterhaltung mit einem Harleyfahrer aus Schweden, der auf dem Weg zu einem Treffen in Åre war. Überhaupt fahren die meisten in Schweden Harleys oder zumindest Chopper, sehr oft auch eigens gebastelte Costumbikes – faszinierend. In Deutschland würden die alleine wegen der Geräuschkulisse wohl niemals den TÜV überstehen. Der Schwede erzählte uns von seinem Trip nach Kalifornien, wo er mit einem Bekannten aus San Diego auf einem Harleytreffen war. Dieser kommt nun zu Besuch und sie treffen sich in Åre. Dann gings weiter Richtung Östersund, immer die E45 lang. Die Landschaft besteht weiterhin aus schönen Seen und Wald soweit das Auge reicht.

Orsa kommune

Orsa kommune

Die Vegetation wurde allerdings karger, viel Nadelholz, kaum mehr Laubbäume außer Birken. Die Gegend ist hügelig und teilweise schimmern durch die lichter werdenden Wälder Flächen, wo man meinen könnte hier hätten Riesen Boule gespielt, da riesige Felsbrocken wahllos verstreut in der Landschaft liegen. Etwas nördlich gab es dieselben Stellen etwas kleiner, vermutlich die Antwort der Trolle auf das Spiel der Riesen ;-). Auch heute wieder hatten wir viele nette Bekanntschaften, so trafen wir bei einem kurzen Stop an einem Fluss eine Familie aus Norddeutschland, die mit dem Camper unterwegs war, und bei unserem Mittagsstop in Sveg, wo es übrigens den größten Bären Schwedens gibt, trafen wir zwei Paare aus Freiberg (Sachsen), auch mit dem Camper unterwegs.

Der größte Bär Schwedens

Der größte Bär Schwedens

Sie hatten die größte Strecke schon hinter sich, über Norwegen hoch auf die Lofoten und Vesterålen und dann von Narvik über Kiruna nach Schweden. Da sie schon öfter hier oben waren, haben sie das Nordkap dieses Mal ausgelassen. Das Wetter hat es heute gut mit uns gemeint, außer ein paar Mal leichtem Tröpfeln hielt es sich. Kurz vor Östersund riss dann der Himmel sogar auf und tauchte einen See in wunderschönes Blau.

Schwedischer See

Schwedischer See

Die Gegend Dalarna, durch die wir heute größtenteils gefahren sind, ist bekannt für ihre Traditionen und so gab es Unmengen an alten Hüttendörfern, die als Freiluftmuseum agieren. Dann, in Optand, zwang uns ein Militärjet zur Vollbremsung, dieser stand einfach so an der E45 und wies auf das angrenzende Militärmuseum hin. Dass dieses schon geschlossen hatte machte nichts, denn viele Fahrzeuge vom Jet über Panzer bis zu Geschützen standen einfach in den umliegenden Wiesen herum und wir bekamen auch so viel zu sehen.

Militärmuseum Optand

Militärmuseum Optand

Die Aufgabe des Tages wartete kurz nach Östersund auf uns – wo sollten wir heute Nacht unter kommen? Vor Östersund gab es unzählige Schilder, die auf Campingplätze hinwiesen, aber nach Östersund: einfach nichts mehr. An einem Campingplatz, den wir fanden, waren keine Hütten mehr frei und auf Zelten hatte ich bei Temperaturen von 15 Grad gerade gar keine Lust. Also weiter, planlos bogen wir auf kleinere Straßen ab und fuhren durch winzig kleine Dörfer. Ein Bauer bot uns zwar seine Fischerhütte im Wald an, aber ohne Strom und Wasser war das wohl auch nicht so das Wahre. Letztlich fanden wir auf dem kleinen schnuckeligen Campingplatz Östersåsen eine kleine Stuga.

Camping Östersåsens

Camping Östersåsens

Zum Platz gehörte auch ein kleiner Badesee, sogar mit Rutsche, aber bei den Temperaturen sahen wir von einem Bad ab. Andere ließen sich davon nicht stören, so planschten einige Kinder noch abends um halb 9 im See.

15.07.2010
Endlich wieder Sonne. Nach Stuga putzen und Frühstück gings auch schon los Richtung Lappland. Bäume, Seen und wilde Flüsse wechselten sich ab, aber die Straße war immer noch gerade und monoton. Was mir den letzten Nerv kostete waren die vielen Bodenwellen, die mich jedesmal durchrüttelten und meine Gepäckrolle ins Rutschen brachten. Mein Rücken und Hintern finden das gerade nicht so witzig.

Ivars Bilmuseum

Ivars Bilmuseum

Außer kleinen Fotostops und einem Besuch in Ivars Bilmuseum mit vielen alten Autos und Motorrädern fuhren wir relativ zügig bis Vilhelmina durch, wo wir dann die Kirchenstadt der Sami besichtigten und in einem kleinen Handwerksladen erfolgreich stöberten. Die Auswahl fiel angesichts der vielen schönen Kleinigkeiten schwer, aber da auf dem Motorrad eh nicht sehr viel Platz ist, erübrigte sich ein Großeinkauf. Es gab hier übrigens auch samisches Viagra, irgendein Pulver aus gemahlenem Rentierhorn ;-).

Kyrkstaden Vilhelmina

Kyrkstaden Vilhelmina

Vor der Touristinformation trafen wir zwei Motorradfahrer aus Südschweden, die uns von einem Motorradtreffen in Holland vorschwärmten.
Da wir heute relativ viele Kilometer vor uns hatten, ging es bald weiter und wir verbrachten den größten Teil des Tages auf der Straße. Nach dem schönen an einem See gelegenen Vilhelmina gab es erst in Sorsele den nächsten Stop zum Burgeressen an einer Tankstelle. Kurz vor Sorsele sahen wir auch den ersten Polizisten unserer Reise mit Radarpistole, der uns angrinste, wohl weil wir uns natürlich brav an die vorgeschriebene Geschwindigkeit hielten.
Danach dann der absolute Brecher des Tages: Eine schwedische Baustelle. Angekündigt wurde diese mit einem Baustellenschild und einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70. Da denkt man sich ja eigentlich nichts schlimmes, aber schwedische 70 würden in Deutschland eine großräumige Umleitung nach sich ziehen und so rasten wir ungebremst in das übelste Stück Schotterpiste, das wir auf dieser Reise sahen. Es gab praktisch keine Straße, stattdessen war lockerer grober Schotter abgekippt worden und das ohne diesen festzufahren. Da sich meine Motocrosserfahrung in Grenzen hält, machte ich den Fehler Gas weg zu nehmen, es stellte sich aber heraus, dass man dadurch nur noch mehr ins Schlingern kommt, also wohl besser runter schalten und Vollgas. Das Schärfste war eine Staubwolke, die sich von hinten mit vermutlich der vorgeschriebenen 70 km/h näherte, es war ein Finne auf einer BMW 1200GS, der stehend an uns vorbeiraste und winkte. Letztlich haben wir die Straße ohne Sturz überlebt und das ist die Hauptsache. Dann das tägliche Leid: Unterkunftssuche. Kurz nach Arvidsjaure fanden wir den an sich schön gelegenen Campingplatz Renvallen, auch die Stuga war für 400 kr eigentlich ok, zwar etwas alt, aber was solls. Allerdings schreckten die sanitären Einrichtungen von jeglicher Nutzung ab. Naja, es war ja nur für eine Nacht, Hauptsache schlafen. Nicht weit vom Campingplatz gab es einen kleinen Laden mit Cafe, jetzt abends um kurz nach 8 zwar schon geschlossen, aber die nette Dame, die sich als ausgewanderte Deutsche aus Dresden entpuppte, sperrte für uns trotzdem nochmal auf. Arctic Glas bietet wunderschöne Glaskunst. Außer Laden und Cafe bieten sie und ihr Mann auch noch Hundeschlittentouren an. Witzig war auch, dass sie Dirk, den Besitzer des Wildnisdorfes Solberget, kennt, in dem ich auch schon war. Die Welt ist klein. Bei unserem Spaziergang wurden wir von Mücken gejagt, zum Glück zieht diese mein Mitfahrer mehr an als ich, so dass ich im Großen und Ganzen meine Ruhe hatte ;-).

Abends in Renvallen

Abends in Renvallen

Was mir schon die letzten Tage aufgefallen ist, ist das schwedische Verständnis für Schrottplätze. Die Schrottautos stehen einfach irgendwo ausgeschlachtet in der Wildnis, was teilweise grotesk wirkt – allerdings wird sich dies auch in Finnland und Norwegen nicht großartig ändern.
Außerdem haben die Schweden ein Faible für alte Autos, meist amerikanische Schlitten, aber auch alte europäische Fahrzeuge, teilweise aus der Nachkriegszeit. In so ziemlich jeder Garage blitzt irgendein Schmuckstück hervor. Verrückt. Auch komische Volvo-Variationen sind mir aufgefallen, total abgehackt mit kleiner Fahrerkabine und Miniladefläche, ob diese serienmäßig produziert wurden oder Marke Eigenbau sind, lasse ich mal dahingestellt.
Ein anderes Faible sind lustige Schilder. Elchschilder kennt ja jeder, ist ja nichts besonderes, aber ein Warnschild vor Sulky-Fahrern und Motorschlitten ist dann schon was anderes.

16.07.2010
Der Tag startete trüb und es tröpfelte leicht. Da die Duschen zu keinem Besuch lockten, brachen wir schnell auf und frühstückten in Arvidsjaure an der Tankstelle. Dort lohnt auch die Lappenstadt einen Besuch: eine Ansammlung der typischen Sami-Häuser, in einem davon führte eine Sami gerade die Herstellung von Perlenbändern vor.
Als wir Arvidsjaure verließen, verließen wir auch die E45 und fuhren Richtung Luleå nach Osten. Die Landschaft bestand immer noch aus vielen Seen und Wäldern, wurde jetzt aber mehr durch reißende Flüsse unterbrochen. In der Militärstadt Boden machten wir Mittag und wurden von einem Mann, der etwas den Eindruck eines Penners erweckte, mit Schwanks aus seinem Leben unterhalten. Außerdem schwärmte er uns von der Zugstrecke Kiruna-Narvik vor – vielleicht ein andermal. Als er mit seinem Fahrrad aufbrach grinste er breit und meinte nur, er fahre jetzt zum Nordkap. Da wir auf der Weiterfahrt eine Abzweigung verpassten, bekamen wir heute unsere ersten vier Rentiere zu sehen, eines davon direkt vor uns auf der Straße. Ein tolles Erlebnis, hoffentlich klappt es bei der nächsten Sichtung mit dem Foto. In Kalix suchten wir ein Militärmuseum, worüber ich in einer Zeitschrift gelesen hatte, das jedoch niemand kannte.

Kirche in Kalix

Kirche in Kalix

Erst in einem Geschäft für Jagdzubehör wurden wir fündig, zum einen kaufte mein Mitreisenden sein sehnlichst gewünschtes Samimesser, zum anderen erhilften wir die Info, wo die Militärfahrzeuge stehen. Also fuhren wir ein Stück zurück und in der Nähe von Mariaberg gab es einen Wildnishof mit Stugas, in dessen “Garten” eine Auswahl an Hubschraubern, Düsenjets und Geschützen standen.

Militärfahrzeuge bei Kalix

Militärfahrzeuge bei Kalix

Verrückt die Schweden. Die Übernachtungssuche begann dann in der Grenzstadt Haparanda.

Haparanda - Tornio

Haparanda - Tornio

Eigentlich war in der Jugendherberge nichts mehr frei, aber als wir uns schon wieder auf die Maschinen schwangen um weiter zu suchen, lief uns der Rezeptionist hinterher, weil ein Einzelzimmer frei geworden ist. Also legte er uns noch eine zweite Matratze hinein und fertig war unser Nachtlager. Diese Jugendherberge kann ich nur empfehlen, sie ist relativ neu und die Duschen ein Traum. Beim Essen kochen trafen wir eine Gruppe Norweger von den Lofoten und aus Narvik, einer davon ein Künstler, der ursprünglich aus Polen kommt, mit 12 in die USA ausgewandert ist und auch eine Zeitlang in Deutschland in der Nähe von Bremerhaven lebte. Die Unterhaltung war unglaublich, da er soviel wusste, ob es um Autos, Geschichte oder die Umwelt ging. Zum Schluss schenkte er uns noch zwei handsignierte Bilder. Eine tolle Begegnung.

17.07.2010
Da wir heute nur eine kurze Strecke bis Rovaniemi vor uns hatten, ließen wir uns Zeit und so kam es zu einer weiteren tollen Begegnung, als wir gerade unsere Motorräder bepackten. Es hielt ein Motorrad mit Schweizer Kennzeichen, der Fahrer stellte sich allerdings als Norweger heraus, der in der Schweiz lebt. Er war die letzten 2,5 Jahre in der Welt unterwegs – u. a. in Ägypten, Jordanien, den Emiraten, in Oman, Iran, Kaukasus, Türkei und Baltikum – und ist jetzt gerade auf dem Heimweg zu seinen Eltern in der Nähe von Trondheim.Wir hätten ewig zuhören können, als er von seinen Erlebnissen erzählte. Zum Abschluss gab er uns seine Internetadresse und Telefonnummer und lud uns ein, uns zu melden, wenn wir in Trondheim sind. Frühstück gabs heute unglaublich günstig bei IKEA, wieso auch nicht. Bevor wir aufbrachen suchte ich noch den Bahnhof auf, weil sich hier ja die Spurbreite von europäischer zu russischer änderte, aber ich fand leider kein wirkliches Anschauungsobjekt. Dann auf nach Rovaniemi, der Weihnachtsmann wartet. Die Landschaft unterscheidet sich nicht so sehr von Schweden und wir waren schon kurz nach Mittag in Rovaniemi, wo wir planlos den Hinweisschildern Richtung Touristinformation folgten. In der Innenstadt wurden wir mit Schnee, Weihnachtsmann und Weihnachtselfen erwartet. Da die Touristinfo schon geschlossen hatte, half uns eine nette Dame des “Schneeevents” weiter – eine Promotionaktion für den Weihnachtsmann.

Promo für den Weihnachtsmann

Promo für den Weihnachtsmann

Da uns die Jugendherberge nicht so sehr gefiel, fragten wir einfach mal im daneben gelegenen Hotel Aakenus und machten einen guten Fang. Ein Doppelzimmer inkl. Frühstück, zentrumsnah für nur 29,50 Euro pro Person. Nach dem Schreiben der Postkarten, die wir vorher in der Stadt besorgt hatten und die am Weihnachtspostamt aufgegeben werden sollten, gings endlich zum Weihnachtsmann. Das Santa Claus Village ist eine riesige Anlage mit jeglichem Weihnachtskitsch, den man sich vorstellen kann, aber auch irgendwie kultig.

Im Weihnachtspostamt

Im Weihnachtspostamt

Nachdem wir bei den Elfen im Weihnachtspostamt die Karten aufgegeben hatten – hier gibt es zwei Briefkästen, in einem werden die Karten sofort verschickt, im anderen erst zu Weihnachten – erwarben wir ein Polarkreiszertifikat. Das muss schon sein, wo wir hier direkt auf dem nördlichen Polarkreis stehen.

Am Polarkreis

Am Polarkreis

Dann der Besuch beim Weihnachtsmann. Es geht durch einen dunklen Gang bis zu einem Tor, wo man von einem Elf erwartet wird, dieser bringt einen dann zum Weihnachtsmann. Der Bärtige ist wirklich unglaublich nett und lieb und er spricht sogar deutsch. Naja,, als Weihnachtsmann muss er ja alle Sprachen sprechen. Wir wurden mit einem Hohoho begrüßt und unterhielten uns ganz nett mit ihm. Als wir ihm erzählten, dass wir mit den Motorrädern auf dem Weg zum Nordkap sind, meinte er sofort, dass wir bestimmt BMW fahren. Schade nur, dass das Foto mit 30 Euro so unglaublich teuer ist, das war es mir dann doch nicht wert. Auf dem Parkplatz wartete dann die nächste verrückte Begegnung. Wir trafen einen Japaner, der mit einer 250cc Suzuki durch Sibirien und Russland hierher gefahren ist, doch das Nordkap ist nicht sein Ziel, er fährt danach nach Spanien, nimmt dort die Fähre nach Südamerika und will dann von Patagonien die Panamericana bis Alaska fahren. Das nenne ich ein Abenteuer und er hatte fast kein Gepäck dabei, da waren wir ja besser bestückt. Zurück in Rovaniemi erkundeten wir nach einem Essen beim Italiener das Nachtleben und hatten Glück, da gerade mitten in der Stadt ein Rockkonzert mit lokalen Bands stattfand – ein Event der Brauerei Lapin Kulta. Es war kostenlos und wir ließen uns das ausgesprochen gute Bier trotz der 5 Euro schmecken. Die Finnen waren total lustig und wir unterhielten uns auch ganz gut mit den Jungs an unserem Tisch. Das nenn ich einen Tag. Nach der letzten Band brachen wir bei tagheller Nacht um 1 auf.

Mitternacht in Rovaniemi

Mitternacht in Rovaniemi

18.07.2010
Leicht geschafft von der Nacht vorher starteten wir nach einem üppigen Frühstück Richtung Norden. Da es in Rovaniemi einen deutschen Soldatenfriedhof gab, wollten wir diesem einen Besuch abstatten. Er liegt schön an einem See, den man durch einen 500 m langen Pfad durch den Wald erreicht. Leider waren die Mücken hier wirklich schlimm. Da das Gebiet hier sehr sumpfig ist, gibt es keine einzelnen Gräber sondern eine Gruft, die von Gedenktafeln mit den Namen bedeckt wird. Wir lasen viele Namen von Männern, die nicht einmal 18 Jahre alt waren und hier sinnlos verheizt wurden – sehr bedrückend.

Deutscher Soldatenfriedhof Rovaniemi

Deutscher Soldatenfriedhof Rovaniemi

Zurück am Parkplatz erlebten wir die nächste kuriose Begegnung, eine Finnin kam zu uns, weil sie deutsch konnte und es stellte sich heraus, dass ihr Mann aus Weiden kommt und sie selbst drei Jahre dort gelebt hat. Das nenne ich mal Zufälle. Sie erzählte, dass sie jetzt in Finnland wohnen und gerade eine Hundeprüfung absolvieren, deshalb saß eine ganze Gruppe mit Hunden am Parkplatz. Dann ging es weiter Richtung Norden und endlich wurde unser Durst nach Rentieren gestillt und zwar im Überfluss.

Rentiere

Rentiere

Die Rentiere waren überall, sie liefen seelenruhig mitten auf der Straße herum und ließen sich von Autos oder Motorrädern nicht beeindrucken. Man musste stellenweise höllisch aufpassen.

Rentiere

Rentiere

Das Wetter war super, zwar stellenweise bewölkt, aber manchmal auch richtig warm. An manchen Brücken ging der Wind dann allerdings so stark, dass man sich richtig dagegenlegen musste und es einem den Tankrucksack verschob. Unsere Fotostops heute wurden meist durch Rentiere ausgelöst. Die Straße zog sich ewig hin und auf die Dauer wurde es etwas anstrengend und ermüdend, lag vielleicht auch an der Nacht vorher. Aber wir schafften es bis Inari und bezogen kurz bevor ein Regenschauer losbrach unsere Hütte am Campingplatz. Während wir kochten, regnete es ununterbrochen und wir machten uns schon Sorgen wegen morgen, aber so schnell wie der Regen gekommen war, war er auch wieder verschwunden und es erwartete uns strahlend blauer Himmel und Sonnenschein am größten See Finnlands.

Inari See

Inari See

Wir trafen an dem Campingplatz auch wieder einen Hotelbus aus Deutschland, mit dessen Reisenden wir uns auch beim Weihnachtsmann schon unterhalten hatten. Da sie so ziemlich dieselbe Route wie wir haben, könnten wir sie noch öfter treffen.


Antworten

  1. Schön erzählt, danke.


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